Walkable Cities, kurze Wege, grüne Räume: So verändert nachhaltige Architektur unsere Mobilität

Wir sollten uns fragen: Wie bewegen wir uns – und warum? Die Art, wie wir uns fortbewegen, und die Entscheidungen, die wir dabei treffen, beeinflussen nicht nur unsere Städte, sondern auch unsere Lebensqualität, unser Klima und unsere Zukunft. Wie kann nachhaltige Architektur zur Mobilitätswende beitragen? Jetzt weiterlesen – und einen Blick auf Konzepte und konkrete Ansätze werfen.

Der Verkehrssektor ist einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Deshalb ist es sehr wichtig, das Klimaziel auf höchstem ökologischem und technologischem Niveau mit umweltfreundlichen Alternativen zu priorisieren.

Wenn wir weniger Verkehr haben und seltener im Stau stehen, können wir unsere Zeit besser nutzen – für Familie, Sport, Kultur. Durch mehr Naturkontakt, soziale Begegnungen und Bewegung gewinnen wir spürbar an Lebensqualität.

Berufspendler:innen in Deutschland verbringen im Durchschnitt rund 202 Stunden pro Jahr auf dem Weg zur Arbeit – davon sind etwa 40 Stunden Stillstand im Stau, was den Arbeitsweg erheblich verlängert und belastet.

Weniger Verkehr bedeutet mehr Leben: für uns, unsere Städte und unser Klima.

Der Fokus liegt darauf, Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu vernetzen, um mehr Optionen für Fuß-, Rad- und Nahverkehr anzubieten.

Aus verschiedenen Gründen – wie Bequemlichkeit, Schnelligkeit, Privatsphäre und mangelnde Investitionen in den ÖPNV – nutzen viele Menschen weiterhin das Auto. Es bleibt das beliebteste Verkehrsmittel in Deutschland: 65 % der Berufspendler:innen fahren damit zur Arbeit.

Gewohnheiten sind tief im Menschen verankert. Deshalb sind bewusstseinsbildende Maßnahmen entscheidend, um Verhaltensweisen zu verändern – und um umweltfreundlichere Mobilitätsformen attraktiver zu machen.

Die Nutzung des ÖPNV ist durch attraktive Angebote – wie das Deutschlandticket – kontinuierlich gestiegen. Dennoch wählen nur 16% der Menschen den öffentlichen Nahverkehr für ihren täglichen Arbeitsweg.

Deutschland hat bereits eine Mentalität, die das Fahrrad bevorzugt: Über 80% der Deutschen nutzen das Fahrrad, und 55% halten es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel.

Nachhaltige Architektur kann diese Mentalität nicht nur bewahren, sondern auch weiter stärken!

Wie kann nachhaltige Architektur die Mobilitätswende beeinflussen?

Nachhaltige Architektur plant Städte und Räume, die für nachhaltige Mobilität geeignet sind, den motorisierten Individualverkehr reduzieren sowie CO₂-Emissionen, Ressourcenverbrauch und Flächenbedarf verringern – und gleichzeitig Mobilität für alle zugänglich und bezahlbar machen.

Eine Stadt mit Fokus auf Nachhaltigkeit zu planen bedeutet:

  • Autofreie Städte und Zonen: mehr Platz für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Das fördert Gesundheit, erhöht Lebensqualität, reduziert Lärm- und Luftbelastung und ermöglicht mehr Treffpunkte, mehr Freiräume für Kommunikation, Spaziergänge, Sport und Miteinander.
  • Die Stadt der kurzen Wege oder die 15-Minuten-Stadt: Alle Einrichtungen und Dienstleistungen befinden sich innerhalb eines 15-minütigen Fußwegs oder einer kurzen Fahrradtour vom Wohnort – damit Menschen das Auto nicht brauchen und Alltagsgeschäfte schnell erledigen können.
  • Mobility-as-a-Service: Verschiedene Verkehrsmittel werden in einer einzigen App oder Plattform gebündelt – das reduziert die Notwendigkeit, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen.
  • Multimodale Verkehrsknoten: Moderne Fahrradparkhäuser und Mobilitätsstationen verbinden verschiedene Verkehrsmittel und ermöglichen einen einfachen Umstieg.
  • Nachhaltige Materialien und Energie: Die Planung von Verkehrsbauten aus Holz sowie energieeffiziente Gebäude mit erneuerbaren Energien.
  • Bestandsnutzung und Flächenoptimierung: Die Minimierung neuer Verkehrsflächen schafft mehr Raum für Grünflächen, Erholung oder soziale Infrastruktur.

Die Mobilitätswende beginnt beim Stadtgrundriss – und bei mutiger Planung.

Ein Beispiel für ein Stadtquartier der Zukunft, das die Mobilitätswende fördert, ist Fahlberg-List.

Die Bewohner:innen werden dort eine Kita, Geschäfte und Restaurants direkt im Quartier haben – ein Ansatz der Stadt der kurzen Wege, der den Nachbarschaftsgedanken stärkt.

Über eine Quartiers-App (Digitales Quartiersmanagement) sollen alle Angebote und Dienste miteinander vernetzt werden – Teil eines umfassenden Smart-City-Konzepts.

Es wird eine Vielzahl an Verkehrsmitteloptionen geben, mit dem Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu minimieren. Durch dieses vielfältige Angebot an alternativen Mobilitätsmöglichkeiten entsteht eine walkable city – also eine Stadt, die auf das Zufußgehen ausgelegt ist.

Zusätzlich werden grüne Flächen und Wege entlang der Elbe Teil des Quartiers sein. Daher wird das Elbufer mit naturnahen Zugängen entlang der Elbpromenade renaturiert.

Die Mobilitätswende ist nicht nur ein Thema für den Verkehrsbereich, sondern auch für Architekt:innen, Stadtplaner:innen, Ingenieur:innen und die Immobilienbranche.

Architektur kann mehr als bauen – sie kann bewegen.

Die zukunftsweisende Transformation beginnt jetzt – mit Lösungen, die Klima- und Lärmschutz, Biodiversität und Gesundheit fördern und gleichzeitig mehr Lebensqualität schaffen: durch bessere Luft, Begegnungsflächen und Sportplätze.

Welche Rolle kann Architektur Ihrer Meinung nach in der Mobilitätswende übernehmen?

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Referenzen

  1. Die Mobilitätswende: Herausforderungen und Perspektiven. Zeitschrift Luxemburg.
    https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/die-mobilitaetswende/
  2. Umweltbundesamt (2023): Wertewandel und Wissensbildung – Kurzstudie im Rahmen des Projekts „Nachhaltige Mobilitätswende“.
    https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/dp177.pdf
  3. ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung: Können Mobilitätsexperimente die Wende voranbringen?
    https://www.isoe.de/publikation/mobilitätswende-können-mobilitätsexperimente-die-wende-voranbringen
  4. Fraunhofer IESE Blog: Mobilitätswende 2030 – Wie sieht die Zukunft aus?
    https://www.iese.fraunhofer.de/blog/mobilitaetswende-2030/
  5. Die Zeit (2024): Mobilitätswende – Verkehr, Klimaschutz, Tempolimit, Parkgebühren.
    https://www.zeit.de/2024/30/mobilitaetswende-verkehr-klimaschutz-tempolimit-parkgebuehren
  6. Utopia: E-Mobility und mehr – Was die Mobilitätswende außerdem braucht.
    https://utopia.de/ratgeber/e-mobility-und-mehr-was-die-mobilitaetswende-ausserdem-braucht_687325/
  7. Greeen! Architects: Elbhafen Magdeburg – Nachhaltige Architekturprojekte.
    https://www.greeenarchitects.eu/projekte/elbhafen-magdeburg/
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