Zukunftsfähig und lebenswert

Ein Beitrag von Marc Böhnke und Mario Reale

Um eine Stadt bzw. Quartier nachhaltig zu entwickeln, sollten diese mit all ihren Facetten und Handlungsfeldern als Ganzes betrachtet werden. Dazu zählt sowohl die Architektur als insbesondere auch die Gestaltung des öffentlichen Raums

In unserem Architekturbüro greeen! architects beschäftigen wir uns kontinuierlich mit ethischen, ökologischen und ökonomischen Perspektiven, die in unsere visionären Projekte einfließen – für die Menschen, die Umwelt und unsere Zukunft. Die drei „e“ in greeen! architects stehen dabei für ethical, ecological und efficient.


Fortschrittliche, nachhaltige und lebenswerte Architektur wird heute verantwortungsbewusst gedacht und gebaut und bleibt zukunftsfähig. Ein interdisziplinäres und visionäres Arbeiten, das die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist daher essenziell. Die nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung bietet die Chance – mehr noch die Verpflichtung – unsere zukünftigen Lebensräume mitzudenken und mitzugestalten. Die nachhaltige, ganzheitlich gedachte Architektur der Zukunft muss daher flexibel sein, um resilient zu werden. Eine Nutzungsmischung aus bezahlbarem und qualitätsvollem Wohnraum, Arbeiten, Einkaufen und Freizeitaktivitäten mit entsprechender Infrastruktur trägt zu einer hohen Lebensqualität im Quartier und zur Stadt der kurzen Wege bei. 

Öffentliche Stadt- und Quartiersräume, wie Plätze und Straßen, gehen nahezu nahtlos ineinander über und somit stellt die Stadt mit Gebäuden, Straßen und Plätzen insgesamt eine ständige dynamische Raumabfolge dar. Das Verständnis der Wechselwirkung eines Gebäudes in der Straße und der Straße in der Stadt über den öffentlichen Raum ist ein fundamentaler Bestandteil bei der Konzeption einer nachhaltigen Stadt- und Quartiersentwicklung. Daher ist es essenziell, dass das Gebäude in Planung und Bau nicht nur für sich allein betrachtet wird, sondern im Kontext des gesamten städtischen Treibens. Die Qualität des Raums neben und hinter dem Haus ist genauso wichtig wie dessen Vorderseite!

Bereits heute zeichnen sich zukünftige Herausforderungen – wie die Energie-, Ressourcen- oder Mobilitätswende – ab, lassen sich jedoch noch nicht in ihrem vollen Umfang ausmachen. Gleiches gilt für soziale Umbrüche durch fortschreitende technologische Entwicklungen und globale Strömungen. Wir sind davon überzeugt, dass der Erfolg einer nachhaltigen Stadt- und Quartiersentwicklung über die Qualität des öffentlichen Raumes messbar wird. Um eine Stadt bzw. ein Quartier nachhaltig zu entwickeln, bedarf es der Gestaltung des öffentlichen Raums. Straßen, Gassen, Plätze, Promenaden, Parks und Kanäle umfassen eine Fülle verschiedener Funktionen und müssen divers, flexibel, sicher und nutzungsoffen sein. Gemeinsam ist ihnen die uneingeschränkte Zugänglichkeit von allen Bewohner*innen und Besucher*innen der Stadt und die Freiheit, von diesem Raum Gebrauch zu machen.

In Bocholt haben wir auf einer heute brachliegenden Industriefläche mit ehemaligen Produktionshallen der Textilindustrie die Quartiersentwicklung Ibena Green Campus geplant. Auf dem Gelände des Kulturquartiers Bocholter Aa und Industriestraße entsteht ein diverses Quartier mit historischem und lokalem Bezug im Sinne einer fortschrittlichen und urbanen Mischnutzung. Das neu entstehende Areal stellt ein Spannungsfeld zwischen historischer Identität und modernem und nachhaltigen Campus her. Der finale Baustein des ganzheitlichen Konzepts von Ibena Green Campus ist die zukunftsweisende Planung als autofreies Quartier und der damit einhergehenden Entwicklung eines Quartiers der kurzen Wege.

An der Harkortstraße am Hauptbahnhof Düsseldorf haben wir für die GBI AG drei Hotels mit Gastronomie im Erdgeschoss und einen neuen öffentlich gewidmeten Fußgängerweg vom Konrad-Adenauer-Platz bis zum Mintropplatz geplant. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gebäudefiguren sowie die Materialwahl und -anordnung lassen eine Vielfalt in der Einheit entstehen, die von allen Seiten gleichermaßen ausgestaltet sind. Als planendes Architekturbüro ist es uns ein Anliegen, die direkten Auswirkungen dieses Neubaus auf ihre unmittelbare Umgebung mitzudenken. Das bisher brach liegende Potenzial des Areals wird so aktiviert, dass die Stadt und ihre Bürger*innen ein neues qualitätsvolles Quartier zurückerhalten, das positive Impulse im Umfeld erzeugt. Eine ganzheitliche Betrachtung des geplanten Gebäudes als unmittelbare Reaktion auf den Ort und sein Umfeld ist für das Funktionieren einer Stadt folglich elementar. Diese Veränderungen sind der Beginn eines nachhaltigen, lebendigen und diversen Bahnhofsviertels mit Zukunft.

Dieser Beitrag wurde im E-Magazin der GBI AG am 17. Juni 2021 veröffentlicht.
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Quartiersplanung Ibena Green Campus in Bocholt von greeen! architects
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